Eine Tagung via ZOOM am 24.04.2021
Als ich mich kurz vor 09:00 über ZOOM für die Tagung einloggte waren schon etwa 30 Personen angemeldet. Da kam schon die Bemerkung „Sonst waren wir aber mehr“. Aber Dr. Dominik Elsässer, der das Programm moderierte, beruhigte gleich, es war ja noch vor 09:00. Und richtig, je später es wurde, desto mehr Teilnehmer konnte man zählen. Die höchste Teilnehmerzahl, die ich mir notiert habe war immerhin über 170!!
Dr. Elsässer begrüßte dann pünktlich um 09:00 die Teilnehmer und gab einen kurzen Überblick, was uns an diesem Tag alles erwarten würde.
Der erste Vortrag war von Prof. Dr. Eva Grebel, der Leiterin des Astronomischen Rechenzentrums der Uni Heidelberg.
Sie erzählte in einem sehr fesselnden Vortrag über die neuesten Erkenntnisse in der „Galaktische Archäologie“. Damit ist die Entstehung und Entwicklung der Galaxien und Sternpopulationen gemeint.
„Sterne sind unsere Fossilien“ sagte Prof. Grebel, da Galaktische Archäologen kaum Ausgrabungen machen können.
Es folgte ein recht anspruchsvoller Beitrag von Florian Bleymann über „Künstliche Intelligenz und Machine Learning“.
Obwohl ich mich auch mal ein klein wenig mit Programmiersprachen beschäftigt habe (vor langer, langer Zeit) muss ich ehrlich zugeben, spätestens bei neuronalen Netzen bin ich ausgestiegen, das war mir zu hoch. 😉
Sternbedeckungen z.B. durch den Mond kann man oft sehen, aber Sternbedeckungen durch Kleinplaneten ist schon etwas Besonderes.
Dr. Eberhard Bredner erzählte von seinen Erfahrungen bei einer Sternbedeckung durch 1048 Feodosia.
Er hatte sich mit 2 Teleskopen und an 2 Standorten darauf eingerichtet, aber an einem Standort war es dann ein kompletter Fehlschlag und dadurch waren seine Erwartungen bei den automatischen Aufnahmen des anderen Teleskops auch gering, was sich dann aber als voller Erfolg herausstellte.
Dr. Bredner verströmte eine solche Begeisterung bei seinem Vortrag, ich kann mir gut vorstellen dass sich viele der Zuhörer jetzt auch mal dazu hinreißen lassen, Sternbedeckungen zu beobachten.
Der letzte Vortrag vor der Mittagspause kam von Dr. Stefan Deiters aus Hamburg über die relativ junge Astronomiezeitschrift „astronomie – DAS MAGAZIN“, die nach der Einstellung der „Abenteuer Astronomie“ (ehemals Interstellarum) auf dem Markt erschienen war um wieder ein Praxisheft für Amateurastronomen bieten zu können. Einige der ehemaligen Mitarbeiter von „Abenteuer Astronomie“ sind hier auch mit aktiv.
Ich habe mir schon mal ab und zu ein Heft gekauft und finde die Zeitschrift auch sehr praxisnah, aber mit einem Abo der „Sterne & Weltraum“ und dem „VdS-Journal für Astronomie“ bin ich komplett ausgelastet, deshalb wird es bei den Gelegenheitskäufen bleiben.
Anschließend war für eine Stunde Mittagspause, in der Zeit wurden Break-out-rooms eingerichtet, wo man sich zum Chat treffen konnte.
Um 13:00 ging es weiter mit einem Vortrag von Dr. Uwe Pilz: „Schwarze Löcher: Wo Licht ist, ist starker Schatten“
Leider wurde ich hier etwas abgelenkt, was der Nachteil ist wenn man nicht im Vortragssaal, sondern zu Hause sitzt und es auch mal an der Haustür klingeln kann.
Ich bekam nur noch etwas zusammenhanglos mit, dass es unter anderem um die Berechnung der Raumkrümmung ging, dazu hatte Dr. Pilz im VdS-Journal Nr. 76 ein Python-Programm beschrieben.
Es folgte ein Betrag von Rolf Hempel über ein neues Open Source Stacking-Programm Planetary System Stacker (PSS). Er beschrieb seine Probleme mit den gängigen Stacking Programmen, die oftmals nicht weiterentwickelt werden und vor sich hindümpeln. Da bei den weit verbreiteten Programmen der Sourcecode nicht öffentlich ist, hängt alles an den Entwicklern. Deshalb wollte Herr Hempel ein Programm mit öffentlichem Code entwickeln, so dass es auch weiterentwickelt werden kann, wenn er mal nicht mehr die Zeit oder das Interesse dazu hat. Nach längerer Entwicklungszeit und ausführlichen Vergleichen mit Avistack und Registax ist er nach eigenen Angaben sehr zufrieden mit seinem Programm, das ihm beste Ergebnisse liefert. Ich habe es noch nicht geschafft, das Programm zu installieren und auszuprobieren, aber das ist nur noch eine Frage der Zeit.
Übrigens gibt es auch ein deutsches Handbuch dazu 😉
Der Spektroskopie waren zwei Einzelvorträge gewidmet. Der Erste von Günter Gebhard, Ulrich Waldschläger und Siegfried Hold behandelte erst eine kurze Einführung unter anderem in die Geräte und ging dann zur Spektroskopie von Mizar und Deneb über.
Vor der Kaffeepause kam noch ein historischer Beitrag von Dr. Michael Geffert über den Astronomen Eduard Schönfeld. Dieser war ein Assistent Friedrich Wilhelm August Argelanders und später sein Nachfolger als Direktor der Bonner Sternwarte. Er schloss die „Bonner Durchmusterung“ ab und hat die Gründung der Astronomischen Gesellschaft vorangetrieben.
Nach einer kurzen Kaffeepause kam ein visuelles Highlight: „Fotografische Kometenjagd: 1000 Schweifsterne in 40 Jahren“. Ein Vortrag und Erlebnisbericht mit einer Bildershow von Michael Jäger und Gerald Rhemann. Erst der spannende Bericht über so viele Jahre Kometenbeobachtung, dann noch eine wunderbare Fotopräsentation mit passender Musikuntermalung – das ließ uns alle fast sprachlos zurück, bis ein Beifallssturm losbrach. Das war ganz großes Kino!
Es folgte der zweite Teil zur Vielfalt der Spektroskopie von Thomas Kremser und Christoph Quandt über die Technik eines Echellespektrograpen und zur Datenreduktion. Bitte fragt mich nicht, was das bedeutet 🙁
Der letzte Vortrag des Tages war „Sonnenfinsternis 2019 – Südamerikatour von Brasilien nach Argentinien“, ein spannender Erlebnisbericht mit vielen Fotos von Prof. Dr. Kai-Oliver Detken aus Grasberg. Bei solch einer Reise fotografiert man nicht nur die SoFi sondern auch Land und Leute, wozu Prof. Detken sehr informativ erzählte.
Etwa gegen 18:30 war dann Schluss und Dr. Elsässer hat die Tagung beendet.
Es war ein tolles Programm und zeigte die ganze Vielfalt, die die Beschäftigung mit der Astronomie aufweisen kann. Dominik Elsässer führte straff durch das Programm, so dass nach den Vorträgen nur kurz Zeit war um Fragen zu stellen, bevor es weiter ging.
Die persönliche Treffen und den Austausch untereinander hat man vermisst, aber hoffentlich können wir das im nächsten Jahr dann wieder in Würzburg nachholen.